Luisens Antwort, D 319

Luisa's reply

(Poet's title: Luisens Antwort)

Set by Schubert:

  • D 319

    [October 19, 1815]

Text by:

Ludwig Theobul Kosegarten

Text written September 1785.  First published late 1786.

Part of  Kosegarten (putative cycle)

Luisens Antwort

Wohl weinen Gottes Engel,
Wenn Liebende sich trennen,
Wie werd ich leben können,
Geliebter, ohne dich!
Gestorben allen Freuden,
Leb ich fortan den Leiden,
Und nimmer, Wilhelm, nimmer
Vergisst Luise dich.

Wie könnt’ ich dein vergessen!
Wohin ich, Freund, mich wende,
Wohin den Blick nur sende,
Umstrahlt dein Bildnis mich.
Mit trunkenem Entzücken
Seh ich es auf mich blicken.
Nein nimmer, Wilhelm, nimmer,
Vergisst Luise dich.

Wie könnt’ ich dein vergessen!
Gerötet von Verlangen,
Wie flammten deine Wangen,
Von Inbrunst nass um mich!
Im Widerschein der Deinen
Wie leuchteten die Meinen!
Nein nimmer, Wilhelm, nimmer
Vergisst Luise dich.

Wie könnt’ ich dein vergessen!
Vergessen, wie die Blöde
In Blick und Nick und Rede
Die Liebe süß beschlich.
Dein zartes Liebeflehen,
Mein stammelndes Gestehen
Sollt´ ich vergessen? Nimmer
Vergisst Luise dich.

Wie könnt’ ich dein vergessen!
Die Töne je verlernen,
Worin bis zu den Sternen
Du mich erhubest, mich.
Ach unauslöschlich klingen
Sie mir in Ohren, singen
Sie mir im Herzen – Nimmer
Vergisst Luise dich.

Wie könnt’ ich dein vergessen!
Vergessen deiner Briefe
Voll zarter, treuer Liebe,
Voll herben Grams um mich!
Ich will sie sorgsam wahren,
Für meinen Sarg sie sparen,
Geliebter, nimmer, nimmer,
Vergisst Luise dich.

Wie könnt’ ich dein vergessen!
Vergessen jener Stunden,
Wo ich, von dir umwunden,
Umflechtend innigst dich,
An deine Brust mich lehnte,
Ganz dein zu sein mich sehnte! –
Geliebter, nimmer, nimmer
Vergisst Luise dich.

Wie könnt’ ich dein vergessen!
Vergessen je der Fragen,
Die du in schönern Tagen
Ohn Ende fragtest: “Sprich,
Luise, bist du meine?”
Ja, Trauter, ja, die Deine
Bin ich auf ewig. – Nimmer
Vergisst Luise dich.

Wie könnt’ ich dein vergessen!
Vergessen je der Schauer
Von Seligkeit und Trauer,
Die allgewaltig mich
An deiner Brust durchzückten,
Aus deinem Arm entrückten
Zu höhern Sphären! – Nimmer
Vergisst Luise dich.

Wie könnt’ ich dein vergessen!
Vergessen je der Qualen,
Womit aus goldnen Schalen
Die Liebe tränkte mich!
Was ich um dich gelitten,
Was ich um dich gestritten
Sollt´ ich vergessen? Nimmer
Vergisst Luise dich.

Ich kann dich nicht vergessen,
Auf jedem meiner Tritte,
In meiner Lieben Mitte,
Umschwebt dein Bildnis mich.
Auf meiner Leinwand schimmerts,
An meinem Vorhang flimmerts,
Geliebter, nimmer, nimmer
Vergisst Luise dich.

Ich kann dich nicht vergessen.
Mit jedem goldnen Morgen
Erwacht mein zärtlich Sorgen,
Mein Seufzen, ach, um dich!
“Wo weilst du itzt, du Einer?
Was denkst du itzt, du Meiner?
Denkst du auch an Luisen?
Luise denkt an dich!”

Ich kann dich nicht vergessen.
Des Nachts auf meinem Bette
Gemahnt mich’s oft, als hätte
Dein Arm umschlungen mich.
Des Penduls Schwingung weckt mich.
Das Horn des Wächters schreckt mich.
Allein bin ich im Dunkel
Und weine still um dich.

Ich kann dich nicht vergessen.
Nicht fremde Huldigungen,
Nicht Sklavenanbetungen,
O Freund, verdrängen dich.
Luise liebt nur Einen,
Nur Einen kann sie meinen,
Nur Einen nie vergessen,
Vergessen nimmer dich.

Luise liebt nur Einen.
Verschmäht des Stutzers Schmeicheln,
Verhöhnt sein süßlich Heucheln,
Gedenkt, o Wilhelm, dein;
Denkt deines Geistes Adel,
Dein Lieben sonder Tadel,
Dein Herz so treu, so bieder –
Und brennt für dich allein.

Für dich nur mag ich brennen,
Für dich, für dich nur fühlen.
Dieß Feuer in mir kühlen
Mag Zeit, mag Ferne nicht.
Von dir, von dir mich scheiden
Mag Freude nicht, nicht Leiden,
Mag nicht die Hand des Todes,
Selbst dein Vergessen nicht.

Selbst, wenn du falsch und treulos
An fremde Brust dich schmiegtest,
In fremden Arm dich wiegtest,
Vergessend Schwur und Pflicht
In fremden Flammen brenntest,
Luisen gar verkenntest,
Luisen gar vergäßest –
Ich, ach! vergäß dich nicht!

Verachtet und vergessen,
Verloren und verlassen,
Könnt’ ich dich doch nicht hassen;
Still grämen würd ich mich,
Bis Tod sich mein erbarmte,
Das Grab mich kühl umarmte –
Doch auch im Grab, im Himmel,
O Wilhelm, liebt’ ich dich!

In mildem Engelglanze
Würd’ ich dein Bett umschimmern
Und zärtlich dich umwimmern:
“Ich bin Luise, ich!
Luise kann nicht hassen,
Luise dich nicht lassen,
Luise kommt, zu segnen,
Und liebt auch droben dich.”

Luisa's reply

It is indeed true that God’s angels weep
When lovers separate.
How am I going to be able to live,
Beloved, without you?
All joys have died,
I shall live from now on for suffering,
And never, Wilhelm, never
Will Luisa forget you.

How could I forget you?
Friend, where-ever I turn,
Where-ever I cast my glance,
Your image is shining around me.
With drunken delight
I see it shining on me.
No never, Wilhelm, never
Will Luisa forget you.

How could I forget you?
Made red by longing,
How your cheeks burned,
Made wet by your ardour for me!
In the reflection of yours
How much my own lit up!
No never, Wilhelm, never
Will Luisa forget you.

How could I forget you?
To forget how shyness
Gave itself away with looks and nods and speech and
Love sweetly crept up on me.
Your tender pleading for love,
My stammering confession,
Should I forget it? Never
Will Luisa forget you.

How could I forget you?
To forget at any time the notes
With which I was lifted to the stars
You lifted me up to the stars, me.
Oh, they still resound unceasingly
In my ears, and they are being sung
In my heart. Never
Will Luisa forget you.

How could I forget you?
To forget your letters
Full of pure tender love
And full of bitter grief for me!
I shall hold on to them carefully
And preserve them for my tomb.
Beloved, never, never,
Will Luisa forget you.

How could I forget you?
To forget each hour
When I, embraced by you,
Interwoven with you most intimately,
When I lay on your breast
Longing to be totally yours!
Beloved, never, never,
Will Luisa forget you.

How could I forget you?
To forget at any time the questions
Which on more beautiful days you
Used to ask ceaselessly: “Tell me,
Luisa, are you mine?”
Yes, devoted one, yes, yours
I am your for ever – never
Will Luisa forget you.

How could I forget you?
To forget at any time the shudder
Of bliss and mourning,
Which with great power
Pulled me towards your breast
And then took me from your arms, being carried off
To higher spheres! – never
Will Luisa forget you.

How could I forget you?
To forget at any time the anxiety
With which, from golden vessels
I would drink love!
What I have suffered for you,
What I have fought for for your sake,
Should I forget it? Never
Will Luisa forget you.

I cannot forget you.
With each step I take,
In the middle of my life,
Your image hovers around me.
It shimmers on my canvas,
It flickers on my curtain.
Beloved, never, never
Will Luisa forget you.

I cannot forget you.
With each golden morning
My tender concern awakes,
My sighs, oh, for you!
“Where are you now, you only one?
What are you thinking now, you who are mine?
Are you also thinking of Luisa?
Luisa is thinking of you!”

I cannot forget you.
At night on my bed
I am often reminded of you, as if
Your arms were embracing me.
The swinging of the pendulum wakes me up.
The night watchman´s horn frightens me.
I am alone in the darkness,
And I weep quietly because of you.

I cannot forget you.
No declarations of devotion by strangers,
No adoration by people calling themselves my slave
Will take your place, oh friend.
Luisa loves only one person,
She can only think about one person,
There is only one person she can never forget,
Never forget you.

Luisa loves only one person.
Fops’ flatteries are scorned,
Their sweet hypocrisies are mocked,
It is you, oh Wilhelm, that she thinks about;
She thinks about the nobility of your spirit,
Your spotless love,
Your heart so true, so upright –
And she burns for you alone.

It is only for you that I may burn,
For you, for you alone that I feel.
For this fire to cool in me
Time and distance will not permit it.
From you, to cut myself off from you,
Neither joy nor sorrow will allow it,
Even the hand of death will not permit it,
But I cannot forget you.

Even if you were false and faithless
Cuddling up to a stranger’s breast,
Being rocked in a stranger’s arms,
Forgetting your oath and duty
Burning in alien flames,
If you even misjudged Luisa
Or even forgot her –
Oh I! I would not forget you!

Despised and forgotten,
Lost and abandoned,
I could still not hate you.
I would grieve quietly
Until death offered me solace.
Should the grave give me its cold embrace –
But also in the grave, in heaven,
O Wilhelm, I would love you.

In the gentle gaze of an angel
I would shimmer around your bed
And tenderly whimper around you.
“I am Luisa, it is I!
Luisa can not hate you,
Luisa will not leave you,
Luisa has come to bless you,
And she loves you even up in the world beyond.”



Kosegarten’s poem was written as a response to a text by Klamer Eberhard Karl Schmidt (1746 – 1824). His ‘Trennung und Wiedervereinigung‘ (Separation and Reunion) was set to music by Mozart (K519) as ‘Lied der Trennung‘ (Song of Separation). The highlighted phrases indicate the ideas and wording that are responded to explicitly in ‘Luisa’s answer‘.

Trennung und Wiedervereinigung
Klamer Eberhard Karl Schmidt

Die Engel Gottes weinen,
Wo Liebende sich trennen,
wie werd ich leben können,
O Mädchen, ohne dich?

Ein Fremdling allen Freuden,
Leb ich fortan dem Leiden!

Und du? – – Vielleicht auf ewig
Vergißt Luisa mich!


Im Wachen und im Traume,
Werd ich Luisa nennen;
Den Namen zu bekennen,
Sei Gottesdienst für mich;
Ihn nennen und ihn loben
Werd’ ich vor Gott noch droben!
Und du? – – Vielleicht auf ewig
Vergißt Luisa mich!


Ich kann sie nicht vergessen!
An allen! allen Enden
Verfolgt von ihren Händen
Ein Druck der Liebe mich;
Ich zittre, sie zu fassen,
Und – – finde mich verlassen!
Und du? – – Vielleicht auf ewig
Vergißt Luisa mich!


Ich kann sie nicht vergessen!
Dies Herz, von ihr geschnitten,
Scheint seufzend mich zu bitten:
“O Freund, gedenk an mich!”
Ach! dein will ich gedenken,
Bis sie ins Grab mich senken!
Und du? – – Vielleicht auf ewig
Vergißt Luisa mich!


Vergessen raubt in Stunden,
Was Liebe jahrlang spendet!
Wie eine Hand sich wendet,
So wenden Herzen sich!
Wenn neue Huldigungen
Mein Bild bey ihr verdrungen,

O Gott! vielleicht auf ewig
Vergißt Luisa mich!

Ach denk an unser Scheiden!
Dieß thränenlose Schweigen,
dieß Auf- und Niedersteigen
Des Herzens drücke dich,
Wie schweres Geisterscheinen,
Wirst du wen anders meinen,
Wirst du mich einst vergessen,
Vergessen Gott und dich!

Ach denk’ an unser Scheiden!
Dieß Denkmal, unter Küssen
Auf meinen Mund gebissen,
Das richte mich und dich!
Dies Denkmal auf dem Munde,
Komm’ ich zur Geisterstunde,
Mich warnend anzuzeigen,
Vergißt Luisa mich

Separation and reunion
Klamer Eberhard Karl Schmidt

God’s angels weep
Where lovers separate,
How am I going to be able to live,
Girl, without you?
A stranger to all joys,
I shall live from now on for suffering!
And you? – – Perhaps Luisa
Will forget me for ever!

Awake and in my dreams
I shall call Luisa’s name;
Confessing that name
Will be a way of worshipping God for me;
I shall utter and praise that name
Even up there before God.
And you? – – Perhaps Luisa
Will forget me for ever!

I cannot forget her!
To the furthest extremities
I am pursued by her hands
Offering a touch of love to me.
I tremble and try to hold her
And I find myself abandoned!
And you? – – Perhaps Luisa
Will forget me for ever!

I cannot forget her!
This heart, cut up by her,
Appears to be sighing and begging me:
“Oh friend, think of me!”
I shall also think of you
Until they lower me into the grave.
And you? – – Perhaps Luisa
Will forget me for ever!

Forgetting steals in a matter of hours
What it takes years for love to offer.
Just as a hand turns,
So hearts can turn.
If new declarations of devotion
Displace my image for her,
Oh God! Perhaps Luisa
Will forget me for ever.

Oh, think about our parting!
Let this tearless silence,
This climbing up and down
Of the heart, press on you
Like an impressive ghostly apparition,
If you think of someone else,
If ever you forget me,
Forget God and yourself.

Oh, think about our parting!
This memorial, by kisses
Bitten on my mouth,
Which will judge me and you!
This memorial on my mouth,
Should I come at the witching hour,
To show that I am on my way,
If Luisa forgets me.

Luisa and Wilhelm are conventional literary constructs and there is a deliberate ambiguity (in both texts) about why they had to separate. Since both characters talk about having to carry on in pain until the grave takes them, we have to conclude that they have not been separated by death (the reference to Wilhelm being called to ‘higher spheres’ notwithstanding). Although there have been oaths and embraces, it appears that an engagement has been broken off for some reason (parental objections or changing circumstances related to those ‘higher [social] spheres’ perhaps).

They were almost certainly very young and it is going to be extremely difficult for them not to marry someone else. Luisa in particular would be given very little say in the matter, which is presumably why Wilhelm expresses his initial doubts in Schmidt’s poem. He knows that she will receive new declarations of devotion and that she will have to think of someone else as her lover (‘wirst du wen anders meinen’). Luisa answers this point explicitly in Kosegarten’s text in the stanza beginning ‘Luisa liebt nur Einen’. Luisa can only ever love Wilhelm and any future wooing will be nothing but the flattery of fops or the hypocrisy of gold-diggers. She knows that she is on the market and that she is never going to be loved again for herself as she was loved by Wilhelm.

As she protests that she will always be true, she imagines Wilhelm’s future. She is equally realistic here. She knows that he will eventually have to break his oath of eternal fidelity to her. He will be rocked in a stranger’s arms. On that stranger’s breast he will burn with ‘foreign’ or ‘alien’ desire (‘fremd’ has connotations of being different, being an outsider, as well as being strange or unusual). Nevertheless, she will forgive him; since the desire is not desire for her, Luisa, it is something different and does not invalidate what they will for ever share with each other.

Original Spelling and note on the text

Luisens Antwort

Wohl weinen Gottes Engel,
Wenn Liebende sich trennen,
Wie werd' ich leben können,
Geliebter ohne dich!
Gestorben allen Freuden,
Leb' ich fortan den Leiden,
Und nimmer, Wilhelm, nimmer
Vergißt Luisa dich.

Wie könnt' ich dein vergessen!
Wohin ich, Freund, mich wende,
Wohin den Blick nur sende;
Umstrahlt dein Bildniß mich.
Mit trunkenem Entzücken
Seh´ ich es auf mich blicken.
Nein nimmer, Wilhelm, nimmer,
Vergißt Luisa dich.

Wie könnt' ich dein vergessen!
Geröthet von Verlangen,
Wie flammten deine Wangen,
Von Innbrunst naß um mich!
Im Wiederschein der Deinen
Wie leuchteten die Meinen!
Nein nimmer, Wilhelm, nimmer
Vergißt Luisa dich.

Wie könnt' ich dein vergessen!
Vergessen, wie die Blöde
In Blick´ und Nick und Rede
Die Liebe süß beschlich.
Dein zartes Liebeflehen,
Mein stammelndes Gestehen
Sollt´ ich vergessen? Nimmer
Vergißt Luisa dich.

Wie könnt' ich dein vergessen!
Die Töne je verlernen,
Worin bis zu den Sternen
Du mich erhubest, mich.
Ach unauslöschlich klingen
Sie mir in Ohren, singen
Sie mir im Herzen - Nimmer
Vergißt Luisa dich.

Wie könnt' ich dein vergessen!
Vergessen deiner Briefe
Voll zarter treuer Liebe,
Voll herben Grams um mich!
Ich will sie sorgsam wahren,
Für meinen Sarg sie sparen.
Geliebter, nimmer, nimmer,
Vergißt Luisa dich.

Wie könnt' ich dein vergessen!
Vergessen jener Stunden,
Wo ich, von dir umwunden,
Umflechtend innigst dich,
An deine Brust mich lehnte,
Ganz dein zu seyn mich sehnte! -
Geliebter, nimmer, nimmer
Vergißt Luisa dich.

Wie könnt' ich dein vergessen!
Vergessen je der Fragen,
Die du in schönern Tagen
Ohn´ Ende fragtest: "Sprich,
Luisa, bist du meine?"
Ja, Trauter, ja die Deine
Bin ich auf ewig. - Nimmer
Vergißt Luisa dich.

Wie könnt' ich dein vergessen!
Vergessen je der Schauer
Von Seligkeit und Trauer,
Die allgewaltig mich
An deiner Brust durchzückten,
Aus deinem Arm entrückten
Zu höhern Sphären! - Nimmer
Vergißt Luisa dich.

Wie könnt' ich dein vergessen!
Vergessen je der Qualen,
Womit aus goldnen Schalen
Die Liebe tränkte mich!
Was ich um dich gelitten,
Was ich um dich gestritten
Sollt´ ich vergessen? Nimmer
Vergißt Luisa dich.

Ich kann dich nicht vergessen,
Auf jedem meiner Tritte,
In meiner Lieben Mitte,
Umschwebt dein Bildniß mich.
Auf meiner Leinwand schimmerts,
An meinem Vorhang flimmerts,
Geliebter, nimmer, nimmer
Vergißt Luisa dich.

Ich kann dich nicht vergessen.
Mit jedem goldnen Morgen
Erwacht mein zärtlich Sorgen,
Mein Seufzen, ach, um dich!
"Wo weilst du itzt, du Einer?
Was denkst du itzt, du Meiner?
Denkst du auch an Luisen?
Luisa denkt an dich!"

Ich kann dich nicht vergessen.
Des Nachts auf meinem Bette
Gemahnt michs oft, als hätte
Dein Arm umschlungen mich.
Des Penduls Schwingung weckt mich,
Das Horn des Wächters schreckt mich.
Allein bin ich im Dunkel,
Und weine still um dich.

Ich kann dich nicht vergessen.
Nicht fremde Huldigungen,
Nicht Sklavenanbetungen,
O Freund, verdrängen dich.
Luisa liebt nur Einen,
Nur Einen kann sie meinen,
Nur Einen nie vergessen,
Vergessen nimmer dich.

Luisa liebt nur Einen.
Verschmäht des Stutzers Schmeicheln,
Verhöhnt sein süsslich Heucheln,
Gedenkt, o Wilhelm, dein;
Denkt deines Geistes Adel,
Dein Lieben sonder Tadel 
Dein Herz so treu, so bieder - 
Und brennt für dich allein.

Für dich nur mag ich brennen,
Für dich, für dich nur fühlen.
Dieß Feuer in mir kühlen
Mag Zeit, mag Ferne nicht.
Von dir, von dir mich scheiden
Mag Freude nicht, nicht Leiden,
Mag nicht die Hand des Todes,
Selbst dein Vergessen nicht.

Selbst, wenn du falsch und treulos
An fremde Brust dich schmiegtest,
In fremden Arm dich wiegtest,
Vergessend Schwur und Pflicht
In fremden Flammen brenntest,
Luisen gar verkenntest,
Luisen gar vergäßest - 
Ich, ach! vergäss' dich nicht!

Verachtet und vergessen,
Verloren und verlassen,
Könnt' ich dich doch nicht hassen;
Still grämen würd ich mich,
Bis Tod sich mein erbarmte,
Das Grab mich kühl umarmte - 
Doch auch im Grab', im Himmel,
O Wilhelm, liebt' ich dich! 

In mildem Engelglanze
Würd' ich dein Bett umschimmern
Und zärtlich dich umwimmern:
"Ich bin Luisa, ich!
Luisa kann nicht hassen,
Luisa dich nicht lassen,
Luisa kommt, zu segnen,
Und liebt auch droben dich."

In the original edition of 1787 (published in the Göttinger Musenalmanach) the text is as follows:

Wohl weinen Gottes Engel,
Wenn Liebende sich trennen,
Wie werd' ich leben können,
Geliebter, ohne dich!
Gestorben allen Freuden,
Leb' ich fortan den Leiden,
Und nimmer, Wilhelm, nimmer
Vergißt Luisa dich!

Wie könnt' ich dein vergessen?
Vergessen deines Blickens
Voll feurigen Entzückens,
Voll sanften Flehns an mich?
In meines Kummers Dunkel
Strahlt mirs, wie Sternenfunkel.
Geliebter, nimmer, nimmer
Vergißt Luisa dich!

Wie könnt' ich dein vergessen?
Des Schimmers deiner Wangen,
Geröthet von Verlangen,
Von Innbrunst naß um mich;
So naß von heißen Thränen,
So heiß von bangem Sehnen -?
Geliebter, nimmer, nimmer,
Vergißt Luisa dich!

Wie könnt' ich dein vergessen?
Vergessen hie und dorten
Nur Eins von tausend Worten,
Die du gesagt an mich?
Sie schweben um mich alle,
Wie Paradieseshalle.
Geliebter, nimmer, nimmer
Vergißt Luisa dich!

Wie könnt' ich dein vergessen?
Vergessen je des Klanges,
So manches Wehgesanges,
Von dir geklagt um mich?
Ach, ewig ewig klingt es
In meinen Ohren, singt es
In meinem Herzen. - Nimmer
Vergißt Luisa dich!

Wie könnt' ich dein vergessen?
Vergessen deiner Briefe
Voll treuer reiner Liebe,
Voll Grämens, ach, um mich!
Ich will sie ewig hegen,
In meinen Sarg sie legen.
Geliebter, nimmer, nimmer
Vergißt Luisa dich!

Wie könnt' ich dein vergessen,
Vergessen deiner Küsse?
Wie jähe Flammengüsse
Durchloderten sie mich!
Auf meinen Lippen glüh'n sie,
In meinen Adern sprüh'n sie!
Geliebter, nimmer, nimmer
Vergißt Luisa dich!

Wie könnt' ich dein vergessen?
Vergessen jener Stunden,
Wo ich von dir umwunden,
Geschmiegt so dicht an dich,
An deine Brust mich lehnte,
Ganz dein zu seyn mich sehnte?
Geliebter, nimmer! nimmer,
Vergißt Luisa dich!

Wie könnt' ich dein vergessen?
Vergessen jener Fragen,
Die du in schönern Tagen
So oft gefragt an mich!
"Luisa, bist du Meine?"
Ja, Jüngling, ja die deine
Bin ich auf ewig! - Nimmer
Vergißt Luisa dich!

Wie könnt' ich dein vergessen?
Vergessen jener Wonnen,
Die, ach! so schnell verronnen,
Mein Herz gefühlt, um dich!
So bang', so süß, so irre,
So wähnend und so wirre
Durchzuckten sie mich. - Nimmer
Vergißt Luisa dich!

Wie könnt' ich dein vergessen?
Vergessen jener Schmerzen,
Die ich in meinem Herzen
Um dich gefühlt, um dich!
Was ich um dich gelitten,
Was ich um dich gestritten,
Sollt´ ich vergessen? - Nimmer
Vergißt Luisa dich!

Ich kann dich nicht vergessen.
Auf jedem meine Schritte,
In meiner Lieben Mitte
Umschwebt dein Bildniß mich!
Auf meiner Leinwand schimmerts,
An meinem Vorhang flimmerts.
Geliebter, nimmer, nimmer
Vergißt Luisa dich!

Ich kann dich nicht vergessen.
Mit jedem goldnen Morgen
Erwacht mein zärtlich Sorgen,
Mein Seufzen, ach, um dich!
"Wo weilst du itzt, du Einer?
Was denkst du itzt, du Meiner?
Denkst du auch an Luisen?
Luisan denkt an dich!"

Ich kann dich nicht vergessen.
Des Nachts auf meinem Bette
Gemahnt mich's oft, als hätte
Mein Arm umschlungen dich!
Des Wächters Stimme weckt mich.
Ein jähling Rauschen schreckt mich.
Allein bin ich im Dunkel,
Und weine still um dich.

Ich kann dich nicht vergessen.
Nicht fremde Huldigungen,
Nicht Sklavenanbetungen,
O Freund, verdrängen dich!
Luisa liebt nur Einen,
Nur Einen kann sie meinen,
Nur Einen nie vergessen,
Vergessen nimmer dich!

Luisa liebt nur Einen.
Verschmäht des Stutzers Schmeicheln,
Verhöhnt sein süßlich Heucheln,
Gedenkt, du Edler, dein!
Denkt deines Geistes Adel,
Dein Lieben sonder Tadel, 
Dein Herz so rein, so bieder!
Und flammt für dich allein!

Für dich nur mag ich flammen.
Für dich, für dich nur fühlen,
Das Feuer in mir kühlen
Mag Zeit, mag Ferne nicht.
Von dir, von dir mich scheiden,
Mag Freude nicht, nicht Leiden,
Mag nicht die Hand des Todes,
Selbst dein Vergessen nicht.

Selbst, wenn du falsch und treulos
An fremde Brust dich schmiegtest,
In fremdem Arm dich wiegtest,
Vergessend Gott und Pflicht,
In fremden Flammen brenntest,
Luisen gar verkenntest,
Luisen gar vergäßest. - 
Ich, ach! vergäß' dich nicht.

Verachtet und vergessen,
Verloren und verlassen,
Könnt' ich dich doch nicht hassen.
Still grämen würd' ich mich,
Bis Tod sich mein erbarmte.
Das Grab mich rund umarmte,
Doch auch im Grab', im Himmel,
Geliebter, liebt' ich dich.

In mildem Engelglanze
Würd' ich dein Bett umschimmern,
Und zärtlich dich umwimmern:
"Ich bin Luisa, ich!
Luisa kann nicht hassen!
Luisa dich nicht lassen!
Luisa kömmt zu segnen,
Und liebt auch droben dich!"

Schmidt:

Confirmed with Poetische Blumenlese Auf das Jahr 1785. Göttingen, bey Johann Christian Dieterich, pages 76-82.

Kosegarten first version (1787):

Confirmed with Poetische Blumenlese, aufs Jahr 1787, Göttingen, bey Johann Christian Dieterich, pages 38-44; and with Gedichte von Ludwig Theobul Kosegarten. Zweiter Band. Leipzig, bei Ernst Martin Gräff. 1788, pages 298-308.

Kosegarten’s revision (as set by Schubert):

Confirmed by Peter Rastl with, L.T.Kosegarten’s Poesieen, Neueste Auflage, Zweyter Band, Berlin 1803, pages 216-222; and with Kosegarten’s Dichtungen. Siebenter Band. Lyrischer Gedichte Siebentes, achtes, neutes Buch. Greifswald, gedruckt beym Königl. Directeur J.H. Eckhardt. 1813, pages 169-176.

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