Der Unglückliche / Die Nacht, D 713, D deest

The victim of misfortune

(Poet's title: Der Unglückliche)

Set by Schubert:

  • D 713
    Schubert omitted the final 6 lines (in italics)

    [January 1821]

  • D deest
    for voice and guitar, with the title ‘Die Nacht’

    [between 1816 and 1821]

Text by:

Caroline Pichler

Text written 1801-1802.  First published 1802.

Der Unglückliche

Die Nacht bricht an, mit leisen Lüften sinket
Sie auf die müden Sterblichen herab;
Der sanfte Schlaf, des Todes Bruder, winket
Und legt sie freundlich in ihr täglich Grab.
Jetzt wachet auf der lichtberaubten Erde
Vielleicht nur noch die Arglist und der Schmerz,
Und jetzt, da ich durch nichts gestöret werde,
Lass deine Wunden bluten, armes Herz.

Versenke dich in deines Kummers Tiefen,
Und wenn vielleicht in der zerrissnen Brust
Verjährte, halb vergess’ne Leiden schliefen,
So wecke sie mit grausam süßer Lust.
Berechne die verlornen Seligkeiten,
Zähl alle Blumen in dem Paradies,
Woraus in deiner Jugend goldnen Zeiten
Die harte Hand des Schicksals dich verstieß.

Du hast geliebt, du hast das Glück empfunden,
Dem jede Seligkeit der Erde weicht,
Du hast ein Herz, das dich verstand, gefunden,
Der kühnsten Hoffnung schönes Ziel erreicht.
Da stürzte dich ein grausam Machtwort nieder,
Aus deinen Himmeln, und dein stilles Glück,
Das allzu schöne Traumbild, kehrte wieder
Zur bessern Welt, aus der es kam, zurück.

Zerrissen sind nun alle süßen Bande,
Mir schlägt kein Herz mehr auf der weiten Welt.
Was ist’s, das mich in diesem Schattenlande,
In dieser toten Einsamkeit noch hält?
Nur Einen Lichtstrahl seh ich fernher blinken,
Im Götterglanz erscheint die heil’ge Pflicht.
Und wenn des müden Geistes Kräfte sinken,
So sinkt der Mut, den sie mir einflößt, nicht.

The victim of misfortune

Night falls; with gentle breezes it settles
Down over the tired mortals.
Soft sleep, death’s brother, beckons
And in a friendly way lays them down in their daily graves.
Now the only things that are awake on the surface of the earth (robbed of its light)
Are perhaps malice and pain;
And now, since I cannot be disturbed by anything,
Let your wounds bleed, poor heart!

Sink down into the depths of your distress,
And if perhaps in your shredded breast
There are long-repressed, half-forgotten sorrows asleep there,
Then wake them up with cruel, sweet delight!
Take into consideration all the lost blessings,
Count all the flowers in paradise,
Which, in the golden times of your youth,
The strong hand of fate plucked from you!

You have loved, you have experienced a happiness
Before which every earthly delight fades into insignificance,
You found a heart that understood you,
Your boldest hopes reached their beautiful destination.
But then a terrifying decree struck you down
And you fell from your celestial heights and your silent happiness,
The all too beautiful vision returned
To the better world from which it had come.

All of the sweet ties have now been torn apart;
No heart beats for me any longer in the whole world!
What is there in this shadowy land that can
Continue to hold me in this dead solitude?
There is just a single ray of light that I can see shining in the distance;
My sacred duty appears in the divine glow:
And if the strength of my exhausted spirit fades
Then the courage that she poured into me should not do so.



Karoline Pichler’s novel Olivier tells the story of a Swiss nobleman’s love for the Princess Alinde. When Alinde is asked to sing (and play the harp) in front of a King she performs this sad song (‘in a minor key’ naturally), which, she says, her mother had taught her. Olivier listens but is so moved that he has to leave the room before she ends the performance.

Alinde must have had an unusual mother if she truly taught her such a bleak song as a child. The speaker, the ‘unfortunate one’ according to Schubert’s title, has never been able to recover from the sudden, untimely death of a beloved. The flowers of paradise which he had within his grasp were cruelly plucked from him. There is some comfort in the idea that the beloved has returned to the better world whence she came, but also a hint that the speaker rather enjoys the lonely nocturnal pleasure of recalling his loss and letting his heart’s wounds have a good bleed!

Original Spelling and note on the text

Der Unglückliche

Die Nacht bricht an; mit leisen Lüften sinket
Sie auf die müden Sterblichen herab.
Der sanfte Schlaf, des Todes Bruder, winket,
Und legt sie freundlich in ihr täglich Grab.
Jetzt wachet auf der lichtberaubten Erde
Vielleicht nur noch die Arglist und der Schmerz;
Und jetzt, da ich durch nichts gestöret werde,
Laß deine Wunden bluten, armes Herz!

Versenke dich in deines Kummers Tiefen,
Und wenn vielleicht in der zerriss'nen Brust
Verjährte, halb vergess'ne Leiden schliefen,
So wecke sie mit grausam süßer Lust!
Berechne die verlornen Seligkeiten,
Zähl' alle Blumen in dem Paradies,
Woraus in deiner Jugend goldnen Zeiten
Die harte Hand des Schicksals dich verstieß!

Du hast geliebt, du hast das Glück empfunden,
Dem jede Seligkeit der Erde weicht,
Du hast ein Herz, das dich verstand, gefunden,
Der kühnsten Hoffnung schönes Ziel erreicht.
Da stürzte dich ein grausam Machtwort nieder
Aus deinen Himmeln, und dein stilles Glück,
Das allzu schöne Traumbild, kehrte wieder
Zur bessern Welt, aus der es kam, zurück.

Zerrissen sind nun alle süßen Bande;
Mir schlägt kein Herz mehr auf der weiten Welt!
Was ist's, das mich in diesem Schattenlande,
In dieser todten Einsamkeit noch hält?
Nur Einen Lichtstrahl seh' ich fernher blinken;
Im Götterglanz erscheint die heil'ge Pflicht:
Und wenn des müden Geistes Kräfte sinken,
So sinkt der Muth, den sie mir einflößt, nicht.

In addition to D 713, Schubert also set this poem (it is not known when) under the title 'Die Nacht' with guitar accompaniment (not in the Deutsch catalogue), with a few textual variations (shown in bold):

Die Nacht bricht an, mit leisen Lüften sinket
Sie auf die müden Sterblichen herab;
Der sanfte Schlaf, des Todes Bruder, winket,
Und legt die Menschen in ihr täglich Grab.
Jetzt wachet auf der lichtberaubten Erde
Vielleicht nur noch die Arglist und der Schmerz,
Und jetzt, da ich durch nichts gestöret werde,
Laß deine Wunden bluten, armes Herz. 

Versenke dich in deines Kummers Tiefen,
Und wenn vielleicht in der zerrißnen Brust
Halb verjährte Leiden schliefen,
So wecke sie mit grausam süßer Lust. 
Berechne die verlornen Seligkeiten,
Zähl' alle, alle Blumen in dem Paradies,
Woraus in deiner Jugend goldnen Zeiten
Die kalte Hand des Schicksals dich verstieß. 

Du hast geliebt, du hast das Glück empfunden,
Dem jede jede Seligkeit auf Erden weicht.
Du hast ein Herz, das dich verstand, gefunden,
Des schönsten Glückes höchstes Ziel erreicht.
Da stürzte dich ein trostlos Machtwort nieder,
Aus deinem Himmeln, und dein stilles Glück,
Dein allzuschönes Traumbild kehrte wieder
Zur besser'n Welt, aus der es kam, zurück.

Zerrissen sind nun all die süßen Bande,
Mich hält kein Herz mehr auf der weiten Welt.
Was ist's, das mich in diesem wüsten Lande,
In dieser öden Einsamkeit noch hält.
Nur einen Strahl seh´ ich von Ferne blinken;
Im Götterglanz erscheint die heil´ge Pflicht:
Und wenn des müden Geistes Kräfte sinken, 
So sinkt der Mut, den sie mir einflösst, nicht.

Confirmed by Peter Rastl with Olivier oder Die Rache der Elfe von Carolina Pichler, gebornen von Greiner. Zweyter Theil. Wien, Im Verlage bey Anton Pichler. 1803, pages 83-84; and with Sämmtliche Werke von Caroline Pichler, gebornen von Greiner. Neunter Theil. Wien, 1813. Gedruckt und im Verlage bey Anton Strauß, pages 158-159.

Note: This poem is part of Caroline Pichler’s novella Olivier, where princess Adelinde accompanies her song with the harp. This song appears for the first time in the second edition (1803) of this novella. The initial version of the novella, without the poem, was published in two parts in 1801 and 1802 in Österreichischer Taschenkalender, an almanac published by her brother-in-law Anton Pichler.

To see an early edition of the text, go to page 158 [168 von 302] here: http://digital.onb.ac.at/OnbViewer/viewer.faces?doc=ABO_%2BZ157262903