An die Sonne, D 439

To the sun

(Poet's title: An die Sonne)

Set by Schubert:

  • D 439
    for SATB quartet and piano
    Schubert did not set the stanzas in italics

    [June 1816]

Text by:

Johann Peter Uz

Text written 1763.  First published 1768.

An die Sonne

O Sonne, Königin der Welt,
Die unser dunkles Rund erhellt,
In lichter Majestät;
Erhabnes Wunder einer Hand,
Die jene Himmel ausgespannt,
Und Sterne hingesät!

Noch heute seh ich deinen Glanz,
Mir lacht in ihrem Blumenkranz
Noch heute die Natur.
Der Vögel buntgefiedert Heer
Singt morgen mir vielleicht nicht mehr,
Im Wald, und auf der Flur.

Ich fühle, dass ich sterblich bin,
Mein Leben welkt wie Gras dahin,
Wie ein verschmachtend Laub.
Wer weiß, wie unerwartet bald
Des höchsten Wort an mich erschallt:
Komm wieder in den Staub!

Wenn mich das finstre Grab verschlingt,
Ein ewig Schweigen mich umringt,
Mich die Verwesung nagt:
Alsdann bleibt alles doch zurück,
Und hätte gleich ein lächelnd Glück
Mir keinen Wunsch versagt!

O Torheit, wenn ich mich verkannt,
Und nach der Erde Lieblingstand,
Nach großem Gut gegeizt!
Wenn mich der Ehre schimmernd Kleid
Und aller Prunk der Eitelkeit
Zu niedrem Neid gereizt!

Verlangt mein leiser Wunsch zu viel?
Verfolg ich ein zu weites Ziel,
Auf ungewissem Pfad?
O Gott, ich beuge mich vor dir!
Hier bin ich, es geschehe mir
Nach deinem bessern Rat!

Der Mensch, der aufgeblasne Tor,
Schreibt seinem Schöpfer Weisheit vor?
Dir großer Menschenfreund?
Du liebst ihn mehr, als er sich liebt,
Wann deine Huld nicht immer gibt,
Was jedem nützlich scheint.

Wann der betaute Morgen lacht,
Wann von den Fittigen der Nacht
Die Stunden kühler sind;
Spricht mir die Weisheit liebreich zu:
O Sterblicher, was sorgest du,
Und wünschest in den Wind?

Der dich gemacht, sorgt auch für dich!
Nicht auf die Erde schränket sich
Der Plan des Himmels ein.
Dies Leben ist ein Augenblick,
Ein Frühlingstraum das längste Glück:
Du sollst unsterblich sein!

Gedanke der Unsterblichkeit,
Der über Erde, Welt und Zeit
Ein edles Herz erhebt!
Empöre dich in meiner Brust,
Wenn die Sirene falscher Lust
Mich klein zu machen strebt!

Die Rosen um des Lasters Haupt
Verblühen, ehe wirs geglaubt,
Und ihr Genuss entehrt.
Ich bin ein Pilgrim in der Zeit,
Nur Freuden einer Ewigkeit
Sind meiner Sorgen wert.

Gib mir, o du, der willig gibt,
Ein Herz, das nur das Gute liebt,
Und rein und heilig ist!
Mach andre groß, o Gott! ich sei
Vergnügt und meiner Pflicht getreu,
Ein Weiser und ein Christ!

To the sun

Oh sun, queen of the world,
Which brightens our dark sphere
With light majesty;
Sublime miracle of a hand
Which spanned this sky
And strewed stars around!

Today I can still see your glow:
In its flowery garland I see it smiling on me,
Nature is still smiling on me today.
The host of birds with their brightly coloured plumage
Will perhaps no longer sing for me tomorrow
In the woods and out on the fields.

I can feel that I am mortal!
My life is fading away, like grass,
Like a parched leaf.
Who knows how unexpectedly soon
The highest word will call out to me:
‘Come back into the dust!’

When the dark grave devours me,
An eternal silence will surround me
Gnawing away at me as I decay:
Then everything will be left behind.
If only fortune had not smiled on me
And denied me nothing I wished for.

O folly, if only I knew myself,
And in accordance with the Earth’s favourite conditions,
Craved for the greatest good!
What folly it would be to be tempted by the shimmering clothes of honour
And all the pomp of vanity
Because of base envy!

Did my slightest desire demand too much?
Did I aim for too broad a goal
On an unknown path?
Oh God, I bow before you!
Here I am, let me be treated
As you best advise!

Man, that inflated idiot,
Does he prescribe wisdom for his creator?
To you, the greatest friend of humanity?
You love him more than he loves himself.
When your grace means that you do not always give
Whatever it is that appears necessary to him.

When the dewy morning smiles,
When after the covering of the wings of night
The hours become cooler,
Wisdom speaks to me, full of love:
Oh mortal, what are you worried about,
And what desires are you casting onto the wind?

He who made you also cares for you!
It is not limited to the Earth,
Heaven’s plan.
This life is a moment,
A spring dream that is part of long-lasting happiness:
You are going to be immortal!

Oh thought of immortality,
Which lifts a noble heart
Above the Earth, the world and time,
Arise in my breast
Whenever the siren call of false desire
Strives to make me small!

Around the head of vice roses
Fade more quickly than we can imagine
Along with any pleasure they offered.
I am a pilgrim in time;
Only joys connected with eternity
Are worth me worrying about.

Oh you who give willingly, give me
A heart that loves only goodness
And that is pure and holy!
Make others great, oh God, I am
Content and true to my duty,
I am a wise man and I am a Christian!



This is not some sort of Ode to the Sun. Rather, the sun is the initial addressee as the poet begins to think seriously about the possibility of imminent death. He knows that his own sunset cannot be far away so he looks around and notices what is still visible to him. At the moment there is still light, and the flowers are blooming.

In the middle of the second stanza his attention turns to sound. The birds are still singing, but for how much longer? Perhaps the next sound he will hear will be the voice summoning him to the grave and to judgement.

The flowers do not continue to bloom; like them we droop and drop. Like the grass, we fade and wilt. Like the birds we stop singing. Like the leaves, we fall. Like the sun, we set.

Original Spelling

An die Sonne

O Sonne, Königinn der Welt, 
Die unser dunkles Rund erhellt, 
In lichter Majestät; 
Erhabnes Wunder einer Hand, 
Die jene Himmel ausgespannt, 
Und Sterne hingesät!  

Noch heute seh ich deinen Glanz: 
Mir lacht in ihrem Bluhmenkranz 
Noch heute die Natur. 
Der Vögel buntgefiedert Heer 
Singt morgen mir vielleicht nicht mehr, 
Im Wald und auf der Flur.  

Ich fühle, daß ich sterblich bin! 
Mein Leben welkt, wie Gras, dahin, 
Wie ein verschmachtend Laub. 
Wer weiß, wie unerwartet bald 
Des höchsten Wort an mich erschallt: 
Komm wieder in den Staub!  

Wenn mich das finstre Grab verschlingt, 
Ein ewig Schweigen mich umringt, 
Mich die Verwesung nagt: 
Alsdann bleibt alles doch zurück, 
Und hätte gleich ein lächelnd Glück 
Mir keinen Wunsch versagt!  

O Thorheit, wenn ich mich verkannt, 
Und nach der Erde Lieblingstand, 
Nach großem Gut gegeizt! 
Wenn mich der Ehre schimmernd Kleid 
Und aller Prunk der Eitelkeit 
Zu niedrem Neid gereizt!  

Verlangt mein leiser Wunsch zu viel? 
Verfolg ich ein zu weites Ziel, 
Auf ungewissem Pfad? 
O Gott, ich beuge mich vor dir! 
Hier bin ich, es geschehe mir 
Nach deinem bessern Rath!  

Der Mensch, der aufgeblasne Thor, 
Schreibt seinem Schöpfer Weisheit vor? 
Dir großer Menschenfreund? 
Du liebst ihn mehr, als er sich liebt, 
Wann deine Huld nicht immer giebt, 
Was jedem nützlich scheint.  

Wann der bethaute Morgen lacht, 
Wann von den Fittigen der Nacht 
Die Stunden kühler sind; 
Spricht mir die Weisheit liebreich zu: 
O Sterblicher, was sorgest du, 
Und wünschest in den Wind?  

Der dich gemacht, sorgt auch für dich! 
Nicht auf die Erde schränket sich 
Der Plan des Himmels ein. 
Dieß Leben ist ein Augenblick, 
Ein Frühlingstraum das längste Glück: 
Du sollst unsterblich seyn!  

Gedanke der Unsterblichkeit, 
Der über Erde, Welt und Zeit 
Ein edles Herz erhebt! 
Empöre dich in meiner Brust, 
Wenn die Sirene falscher Lust 
Mich klein zu machen strebt!  

Die Rosen um des Lasters Haupt 
Verblühen, ehe wirs geglaubt, 
Und ihr Genuß entehrt. 
Ich bin ein Pilgrim in der Zeit, 
Nur Freuden einer Ewigkeit 
Sind meiner Sorgen werth.  

Gieb mir, o du, der willig giebt, 
Ein Herz, das nur das Gute liebt, 
Und rein und heilig ist! 
Mach andre groß, o Gott! ich sey 
Vergnügt und meiner Pflicht getreu, 
Ein Weiser und ein Christ!

Confirmed by Peter Rastl with Schubert’s source, Sämmtliche Poetische Werke von I. P. Uz. II. Theil. Wien. Gedruckt für Franz Schrämbl bey Ignaz Alberti. 1790. [Sammlung der vorzüglichsten Werke deutscher Dichter und Prosaisten. X. Band.] pages 123-126; with Sämtliche Poetische Werke von J. P. Uz. Erster Band. Leipzig in der Dykischen Buchhandlung. 1768, pages 292-295; and with Poetische Werke von Johann Peter Uz. Zweyter Band. Nach seinen eigenhändigen Verbesserungen herausgegeben von Christian Felix Weisse. Wien. Bey J. V. Degen, Buchdrucker und Buchhändler. 1805, pages 233-235.

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