Gott, der Weltschöpfer, D 986

God, the creator of the world

(Poet's title: Gott, der Weltschöpfer)

Set by Schubert:

  • D 986
    for SATB chorus and piano
    Schubert did not set the stanzas in italics

    [June 1816]

Text by:

Johann Peter Uz

Text written 1763.  First published 1768.

Gott, der Weltschöpfer

Zu Gott, zu Gott flieg auf, hoch über alle Sphären,
Jauchz’ ihm, weitschallender Gesang,
Dem Ewigen. Er hieß das alte Nichts gebähren;
Und sein allmächtig Wort war Zwang.
Ihm, aller Wesen Quelle, werde
Von allen Wesen Lob gebracht,
Im Himmel und auf Erden
Lob seiner weisen Macht!

Von ihrer hohen Bahn, in jener lichten Ferne,
Jauchzt ihm die Sonne freudig zu:
Du machtest mich! du Gott! Und ringsumher die Sterne,
Das Heer des Himmels; machtest du!
Sein Lob, ihr schimmerreichen Schaaren,
Tönt auf der dunkeln Erde nach,
Von Wesen, die nicht waren,
Und wurden, als er sprach:

Als Neigung wohlzutun, und weitere Gebiete,
Noch mehr Geschöpfe zu erfreun,
Dich, Weisester, bewog, zu Wundern deiner Güte,
Der Schöpfer einer Welt zu sein;
Und aus dem Licht, in dem du wohnest,
Zu Sterblichen hervor zu gehn,
Vom Himmel, wo du thronest,
Und Engel vor dir stehn.

Du wolltest dich, als Gott, der öden Tiefe zeigen,
Die, unermeßlich ausgestreckt,
Zu deinen Füßen lag, mit fürchterlichem Schweigen
Und schauervoller Nacht bedeckt.
Du breitetest, Herr, deine Hände
Weit aus durchs düstre leere Feld,
Und zeichnetest das Ende
Der ungebornen Welt.

Du riefst ihr, und sie kam! O welche Wunder drangen
Jetzt aus dem fruchtbarn Schoß des Nichts!
Der Sonnen zahllos Heer, die ihrem Schöpfer sangen,
Bestieg den güldnen Thron des Lichts:
Und jede herrscht in ihrer Sphäre,
Wo ihren flammenden Palast
Du im crystallnen Meere,
Du, Gott, gegründet hast.

Ihr Himmel, öffnet euch, dass ich bewundernd preise,
Wie Sonn an Sonne friedlich gränzt,
Und, ewig unverwirrt im angewiesnen Kreise,
Doch weit gebietend, jede glänzt!
Umsonst! die schwindelnden Gedanken,
Verlohren in dem großen Blick,
Entfliehen in die Schranken
Der niedern Welt zurück.

Auch sie, die Erde, war bejahrtem Nichts entrissen,
Doch ungestalt und wüst, und wild,
Ein roher Klumpen noch, in kalten Finsternissen
Und schwarzen Fluten eingehüllt.
Gott schalt die Wasser, und sie flohen,
Und wälzten sich im Donner fort,
Vor ihres Herrschers Drohen,
An den bestimmten Ort.

Mit Brausen sammelten die furchtbarn Oceane
Sich nach dem Winke seiner Hand;
Es rauschten Flüsse hin, vertheilt nach weisem Plane:
Die Erde wurde festes Land,
Sie drohte nun mit Felsenstücken
Und rauhen Bergen schon empor,
Und stieg, mit breitem Rücken,
Aus Wassern schwer hervor.

Hoch über Sonnen stund ihr Schöpfer, dem sie leben,
Und eine sah er an, und sprach:
Der Erde hab ich dich zur Königin gegeben;
Zeuch sie durch sanfte Bande nach:
Dass du, ihr leuchtend, sie erfreuest,
Und sanfte Klarheit in der Nacht
Dem stillen Monde leihest,
Den ich für sie gemacht!

Wie war dir, Erde, nun, da dich zum erstenmale
Der Sonne glänzend Antlitz fand,
Da deine Königin, auf einem lichten Strahle,
Den liebreizvollen Tag dir sand?
Er kam! die güldnen Locken flogen,
Gezähmt durch einen Bluhmenkranz:
Die jungen Stunden zogen
Ihn auf zum Frühlingstanz.

Schon schmückte fettes Gras die Fluren, alles grünte:
Vor seinem Schöpfer prangte schon
Der Blumen bunt Geschlecht: die Rose nur verdiente
Den holden Purpur und den Thron.
Sie tranken vom beperlten Taue;
Sie hauchten in die laue Luft,
Auf kräuterreicher Aue,
Gesunden Balsamduft.

Die Bäume kamen auch: die frische Pfirsich glühte,
Schon reifend für des Menschen Mund.
Ein schlanker Baum trat auf in silberweißer Blüte,
Der bald mit Gold befruchtet stund.
Die düstern Eichenwälder hatten
Sich über Höhen ausgestreckt,
Mit angenehmen Schatten
Schon Täler überdeckt.

Nun war die Erde schön, geschmückt auf allen Seiten,
Wert einer Gottheit Sitz zu sein.
Noch war sie, o zu früh, zu früh verflogne Zeiten!
Von kriegrischer Verwüstung rein,
Die, auf den Wink verfluchter Ehre,
Das Antlitz der Natur verderbt,
Und Felder, selbst die Meere
Mit Menschenblute färbt.

Sie bot, noch unentweiht, aus ihres Schöpfers Fülle,
Die Schätze des Vergnügens dar:
Doch allenthalben war noch eine tote Stille,
Da nichts lebendiges noch war.
Gott sprach, und die Gebirge bebten,
Und Meer und Erde regten sich,
Und neue Wesen lebten:
Die tote Stille wich!

Das Volk der kalten Flut, die schuppenreichen Heere
Bezogen ihr beschilftes Haus,
Der Wallfisch breitete sich im beschäumten Meere,
Gleich einer wüsten Insel, aus.
Hier flog mit goldgefleckten Schwingen,
Dort kroch, vom Auge kaum entdeckt,
Schon, gleich den größten Dingen,
Das künstliche Insekt.

Hoch auf zur Sonne flog der Adler aus den Feldern:
Zum stillsten Busch entwich und sang
Die süsse Nachtigall: in schattenreichen Wäldern
War braunes Wild, das brüllend sprang.
Bestäubte Mähnen schüttelnd, wühlten
Sich Löwen aus der Erde los;
Und sanfte Lämmer spielten
Um ihrer Mutter Schoß.

Du hast mit reichem Strom das Leben ausgegossen,
Bis in die kleinste Felsenkluft!
O Schöpfer! Gütigster! Wie viele Stimmen flossen
Dir dankend in der heitern Luft,
Und drängten sich, in tausend Weisen,
Ein lieblich wild vermischtes Chor!
Dich, ihren Herrn, zu preisen,
Zu deinem Thron empor!

Bald kam zur frohen Schaar, der Zeuge deiner Größe,
Der Mensch, den du zuletzt gemacht,
Damit ein Wesen wär, das mit Vernunft genöße,
Was deine Huld hervorgebracht,
Ihm, deinem Bilde, wurde Leben,
Aus deinem lebensreichen Mund,
Und die Vernunft gegeben:
Er fühlte sich und stund:

Ein wunderbar Geschöpf, das, wie die dümmsten Tiere,
Sich Nahrung aus der Erde gräbt,
Und wie der Engel denkt; halb, wie die dümmsten Tiere,
Vergeht, und halb unsterblich lebt:
Geschaffen, dass es vor dir wandle,
Dir unterwürfig, aber frei
Nach weisen Pflichten handle,
Dich lob’ und glücklich sei!

Er stammelte dein Lob mit dankbarem Gemüte,
So bald er dacht’ und froh empfand,
Und überall dich sah, dich, o du höchste Güte,
Dich am bestrahlten Himmel fand,
Dich auf der blumenvollen Fläche,
Dich im gewürzten Myrrhenduft,
Im Murmeln kühler Bäche,
Dich in der Frühlingsluft!

Dich loben, Herr, ist Pflicht! Dein Ruhm schallt ungezwungen
Von meinem dankbarn Saitenspiel.
Dein Ruhm erschalle laut von aller Menschen Zungen,
Bis an der Erde letztes Ziel;
In ewig trauernden Gefilden,
Und wo die Sonne sanft regiert,
Und wo verbrannte Wilden
Sie zu dem Schöpfer führt!

God, the creator of the world

Fly up to God, to God, high above all the spheres!
Sing to him in jubilation, widely reverberating song,
To the eternal one! He ordered the original nothingness to give birth;
And his almighty word became a decree.
Praise him, the source of all beings,
Let praise be offered by all beings,
In heaven and on earth,
Praise to his wise power!

From its exalted course across those light distances
The sun sings to him in joyful jubilation.
You made me, you God! And the stars all around,
The army of heaven, you made them!
You brightly shining throng, your praise
Can be heard down on the dark earth,
By beings which did not exist
And which came into existence when he spoke:

With a desire to do good and so that further regions
Could delight in more creatures,
You, the wisest of all, in your astonishing goodness, resolved
To become the creator of a world;
And out of the light in which you live
You stepped forward towards the mortal realm
Out of heaven, where you sit in majesty
And where angels stand before you.

You wanted to show yourself as God to the barren depths
Which, stretching out into immeasurable distance,
Lay at your feet, covered with a fearful silence
And hidden in terrifying night.
Lord, you stretched your hands
Out across the gloomy empty horizon
And indicated the ends
Of the unborn world.

You called them and they came! Oh what wonders emerged
Then out of the fruitful womb of nothingness!
The countless hordes of suns singing to their creator
Ascended the golden throne of light:
And each one has dominion in its own sphere,
Where its shining palace
In a crystal sea was
Established by you, God.

Heavens, open yourselves up so that I can offer astonished praise
As sun borders sun in peace,
And, eternally unruffled in their appointed orbits,
Although stretching into the far distance, each one shines!
In vain do our dizzy thoughts,
Lost in this great image,
Fly back into the confines
Of this lower world.

The earth too was pulled from ancient nothingness,
It was shapeless, deserted and uncultured,
Still a raw lump, covered in cold darkness
And black floods.
God scolded the waters and they started flowing,
And began to thunder forth,
Intimidated by their master
They flowed to their appointed place.

The terrifying oceans collected themselves in a roar
As he made a gesture with his hand;
Rivers rumbled forth, separated according to a wise plan:
Earth became firm land,
There was now a threat from lumps of rock
And bare mountains soaring,
Climbing with bare backs
Heavily out of the waters.

Their creator, having given them life, stood high over suns
And he looked at one of them and spoke:
I have given you the earth as your queen;
Lead it with gentle reins,
So that she rejoices in you as you give her light,
And gentle clarity at night-time
You can lend to the quiet moon,
Which I have made for her!

What were you like, earth, then when for the first time
You found the sun’s glowing face,
When your queen, with a bright beam of light
Sent you charming daylight?
He came! the golden locks flew,
Tempered as they passed through a garland of flowers:
The young hours invited
Him to a spring dance.

Rich grass soon adorned the fields, everything became green:
They soon displayed themselves before their creator –
The bright flowers of all types, but only the rose was worthy
Of the beauteous crimson and the throne.
They drank of the pearly dew;
They breathed – in the gentle air,
On the herb rich meadow –
They breathed the healthy fragrance of balsam.

The trees came too: the fresh peach glowed,
Already ripening ready for humans to eat.
A slender tree emerged with silver-white blossom
Which soon stood bearing golden fruit.
The gloomy oak forests had
Stretched out over the heights,
With attractive shadows
Already covering the valleys.

The earth was now beautiful, adorned on all sides,
Worthy to be the abode of a divinity.
But these times flew by, too soon, oh too soon!
Innocent of the ravages of war,
Because of a hint of disrespected honour,
The face of nature was ruined,
And the fields, even the seas,
Were coloured with human blood.

Out of the fullness of its creator the earth presented
The treasures of enjoyment:
Yet all around there was still a dead silence,
Since there was not yet anything that was alive.
God spoke, and the mountains quaked,
And sea and earth moved,
And new beings came alive:
The dead silence disappeared!

The population of the cold floods, the scaly horde,
Moved into their houses in the reeds,
The whale roamed through the foam covered seas,
Like a desert island.
Flying here with wings flecked with gold,
Creeping there, barely visible to the eye,
Already similar to the biggest things –
The artfully made insect.

The eagle flew up high towards the sun from the fields:
Escaping onto the quietest bush and singing was
The sweet nightingale: in the shady forests
Was a brown deer, jumping and roaring.
Shaking the dust from their manes and burrowing
Into the earth were lions;
And gentle lambs were playing
Around their mothers’ wombs.

With a rich stream you poured out life,
Even into the tiniest cracks in the cliff!
Oh creator! Oh benevolent one! How many voices flowed
Into the warm air offering you thanks?
A thousand species thronged together,
A loving, wild mixed choir!
In order to venerate their Lord,
Up on your throne!

In witness of your greatness, the happy crowd was soon joined
By humans, who you made last,
Whereby there should be a being capable of enjoying reason,
To which you could offer your grace.
Man, your image, came to life,
From your life-giving mouth,
And was given reason:
He became aware of himself and stood up:

A miraculous creation, which, like the dumbest of animals,
Digs for nourishment from the earth,
And thinks like an angel; half, like the dumbest of animals,
Dies, and half lives immortally:
Created in order to walk before you,
Indebted to you but free
To behave according to wise advice,
To be happy in praising you!

He stammered your praise with a grateful heart
As soon as the thought occurred and he experienced joy,
And he saw you everywhere, oh you, the highest goodness,
He found you in the starry sky,
You on the flowery surface of the earth,
You in the spicy fragrance of the myrrh,
In the murmuring of cool streams,
You in the air of spring!

It is my duty to praise you, oh Lord! Your glory rings out unforced
From my thankful stringed instrument.
May your glory ring out loud from all human tongues,
Until the final goal of the earth is reached;
In eternally mourning realms,
And where the sun gently holds sway,
And where burnt deserts
Lead them towards the creator!



The ‘you’ in the opening stanza (the one set by Schubert) is addressed to the song of praise, though the rest of the text is mostly directed towards God himself.

Original Spelling

Gott, der Weltschöpfer

Zu Gott, zu Gott flieg auf, hoch über alle Sphären!
Jauchz ihm, weitschallender Gesang,
Dem Ewigen! Er hieß das alte Nichts gebähren;
Und sein allmächtig Wort war Zwang.
Ihm, aller Wesen Quelle, werde
Von allen Wesen Lob gebracht,
Im Himmel und auf Erden
Lob seiner weisen Macht!

Von ihrer hohen Bahn, in jener lichten Ferne,
Jauchzt ihm die Sonne freudig zu:
Du machtest mich! du Gott! Und ringsumher die Sterne,
Das Heer des Himmels; machtest du!
Sein Lob, ihr schimmerreichen Schaaren,
Tönt auf der dunkeln Erde nach,
Von Wesen, die nicht waren,
Und wurden, als er sprach:

Als Neigung wohlzuthun, und weitere Gebiethe,
Noch mehr Geschöpfe zu erfreun,
Dich, Weisester, bewog, zu Wundern deiner Güte,
Der Schöpfer einer Welt zu seyn;
Und aus dem Licht, in dem du wohnest,
Zu Sterblichen hervor zu gehn,
Vom Himmel, wo du thronest,
Und Engel vor dir stehn.

Du wolltest dich, als Gott, der öden Tiefe zeigen,
Die, unermeßlich ausgestreckt,
Zu deinen Füßen lag, mit fürchterlichem Schweigen
Und schauervoller Nacht bedeckt.
Du breitetest, Herr, deine Hände
Weit aus durchs düstre leere Feld,
Und zeichnetest das Ende
Der ungebohrnen Welt.

Du riefst ihr, und sie kam! O welche Wunder drangen
Jetzt aus dem fruchtbarn Schoos des Nichts!
Der Sonnen zahllos Heer, die ihrem Schöpfer sangen,
Bestieg den güldnen Thron des Lichts:
Und jede herrscht in ihrer Sphäre,
Wo ihren flammenden Palast
Du im crystallnen Meere,
Du, Gott, gegründet hast.

Ihr Himmel, öffnet euch, daß ich bewundernd preise,
Wie Sonn an Sonne friedlich gränzt,
Und, ewig unverwirrt im angewiesnen Kreise,
Doch weit gebiethend, jede glänzt!
Umsonst! die schwindelnden Gedanken,
Verlohren in dem großen Blick,
Entfliehen in die Schranken
Der niedern Welt zurück.

Auch sie, die Erde, war bejahrtem Nichts entrissen,
Doch ungestalt und wüst, und wild,
Ein roher Klumpen noch, in kalten Finsternissen
Und schwarzen Fluthen eingehüllt.
Gott schalt die Wasser, und sie flohen,
Und wälzten sich im Donner fort,
Vor ihres Herrschers Drohen,
An den bestimmten Ort.

Mit Brausen sammelten die furchtbarn Oceane
Sich nach dem Winke seiner Hand;
Es rauschten Flüsse hin, vertheilt nach weisem Plane:
Die Erde wurde festes Land,
Sie drohte nun mit Felsenstücken
Und rauhen Bergen schon empor,
Und stieg, mit breitem Rücken,
Aus Wassern schwer hervor.

Hoch über Sonnen stund ihr Schöpfer, dem sie leben,
Und eine sah er an, und sprach:
Der Erde hab ich dich zur Königinn gegeben;
Zeuch sie durch sanfte Bande nach:
Daß du, ihr leuchtend, sie erfreuest,
Und sanfte Klarheit in der Nacht
Dem stillen Monde leihest,
Den ich für sie gemacht!

Wie war dir, Erde, nun, da dich zum erstenmale
Der Sonne glänzend Antlitz fand,
Da deine Königinn, auf einem lichten Strahle,
Den liebreizvollen Tag dir sand?
Er kam! die güldnen Locken flogen,
Gezähmt durch einen Bluhmenkranz:
Die jungen Stunden zogen
Ihn auf zum Frühlingstanz.

Schon schmückte fettes Gras die Fluren, alles grünte:
Vor seinem Schöpfer prangte schon
Der Bluhmen bunt Geschlecht: die Rose nur verdiente
Den holden Purpur und den Thron.
Sie tranken vom beperlten Thaue;
Sie hauchten in die laue Luft,
Auf kräuterreicher Aue,
Gesunden Balsamduft.

Die Bäume kamen auch: die frische Pfirsich glühte,
Schon reifend für des Menschen Mund.
Ein schlanker Baum trat auf in silberweißer Blüthe,
Der bald mit Gold befruchtet stund.
Die düstern Eichenwälder hatten
Sich über Höhen ausgestreckt,
Mit angenehmen Schatten
Schon Thäler überdeckt.

Nun war die Erde schön, geschmückt auf allen Seiten,
Werth einer Gottheit Sitz zu seyn.
Noch war sie, o zu früh, zu früh verflogne Zeiten!
Von kriegrischer Verwüstung rein,
Die, auf den Wink verfluchter Ehre,
Das Antlitz der Natur verderbt,
Und Felder, selbst die Meere
Mit Menschenblute färbt.

Sie both, noch unentweiht, aus ihres Schöpfers Fülle,
Die Schätze des Vergnügens dar:
Doch allenthalben war noch eine todte Stille,
Da nichts lebendiges noch war.
Gott sprach, und die Gebirge bebten,
Und Meer und Erde regten sich,
Und neue Wesen lebten:
Die todte Stille wich!

Das Volk der kalten Fluth, die schuppenreichen Heere
Bezogen ihr beschilftes Haus,
Der Wallfisch breitete sich im beschäumten Meere,
Gleich einer wüsten Insel, aus.
Hier flog mit goldgefleckten Schwingen,
Dort kroch, vom Auge kaum entdeckt,
Schon, gleich den größten Dingen,
Das künstliche Insekt.

Hoch auf zur Sonne flog der Adler aus den Feldern:
Zum stillsten Busch entwich und sang
Die süsse Nachtigall: in schattenreichen Wäldern
War braunes Wild, das brüllend sprang.
Bestäubte Mähnen schüttelnd, wühlten
Sich Löwen aus der Erde los;
Und sanfte Lämmer spielten
Um ihrer Mutter Schoos.

Du hast mit reichem Strom das Leben ausgegossen,
Bis in die kleinste Felsenkluft!
O Schöpfer! Gütigster! Wie viele Stimmen flossen
Dir dankend in der heitern Luft,
Und drängten sich, in tausend Weisen,
Ein lieblich wild vermischtes Chor!
Dich, ihren Herrn, zu preisen,
Zu deinem Thron empor!

Bald kam zur frohen Schaar, der Zeuge deiner Größe,
Der Mensch, den du zuletzt gemacht,
Damit ein Wesen wär, das mit Vernunft genöße,
Was deine Huld hervorgebracht,
Ihm, deinem Bilde, wurde Leben,
Aus deinem lebensreichen Mund,
Und die Vernunft gegeben:
Er fühlte sich und stund:

Ein wunderbar Geschöpf, das, wie die dümmsten Thiere,
Sich Nahrung aus der Erde gräbt,
Und wie der Engel denkt; halb, wie die dümmsten Thiere,
Vergeht, und halb unsterblich lebt:
Geschaffen, daß es vor dir wandle,
Dir unterwürfig, aber frey
Nach weisen Pflichten handle,
Dich lob' und glücklich sey!

Er stammelte dein Lob mit dankbarem Gemüthe,
So bald er dacht' und froh empfand,
Und überall dich sah, dich, o du höchste Güte,
Dich am bestrahlten Himmel fand,
Dich auf der bluhmenvollen Fläche,
Dich im gewürzten Myrrhenduft,
Im Murmeln kühler Bäche,
Dich in der Frühlingsluft!

Dich loben, Herr, ist Pflicht! Dein Ruhm schallt ungezwungen
Von meinem dankbarn Saitenspiel.
Dein Ruhm erschalle laut von aller Menschen Zungen,
Bis an der Erde letztes Ziel;
In ewig trauernden Gefilden,
Und wo die Sonne sanft regiert,
Und wo verbrannte Wilden
Sie zu dem Schöpfer führt!

Confirmed by Peter Rastl with Schubert’s source, Sämmtliche Poetische Werke von I. P. Uz. II. Theil. Wien. Gedruckt für Franz Schrämbl bey Ignaz Alberti. 1790. [Sammlung der vorzüglichsten Werke deutscher Dichter und Prosaisten. X. Band.] pages 167-175; with Sämtliche Poetische Werke von J. P. Uz. Erster Band. Leipzig in der Dykischen Buchhandlung. 1768, pages 341-352; and with Poetische Werke von Johann Peter Uz. Zweyter Band. Nach seinen eigenhändigen Verbesserungen herausgegeben von Christian Felix Weisse. Wien. Bey J. V. Degen, Buchdrucker und Buchhändler. 1805, pages 272-279.

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